Die Folgen einer möglicherweise bevorstehenden Air Berlin Pleite

Möglichen Konsequenzen für den deutschen Pilotenmarkt

Nach den neuesten Verlustmeldungen von Air Berlin scheint es kein Zufall zu sein, dass der Lufthansachef Carsten Spohr Bundeskanzlerin Angela Merkel als Teil der Wirtschaftsdelegation nach Abu Dhabi begleitet hat. Schließlich ist Abu Dhabi bzw. Etihad, die nationale Staatsairline, größter Anteilseigner von Air Berlin. Seit längerem kursieren Gerüchte über eine mögliche Übernahme der Air Berlin durch Lufthansa. Allerdings würde eine Lufthansa niemals die angehäuften Schulden der Air Berlin übernehmen wollen. Gleichzeitig will sie aber auch nicht, dass sie Pleite geht, um den Vormarsch der ausländischen Low-Cost Airlines zu bremsen. Dafür wurde erst kürzlich ein Wetlease Deal eingeleitet, was definitiv ein strategisch cleverer Schachzug war. Hierbei wurde ein Teil der Air Berlin Flotte mitsamt Crews an die Eurowings verleast. Allerdings würde ein solcher Deal nichtig werden, sollte Air Berlin Pleite gehen.

 

Gestern wurde auf Airliners.de berichtet, dass ein neuer Ableger von Air Berlin namens Air Berlin Aeronautics GmbH ein AOC beim Luftfahrt Bundesamt beantragt hat. Das lässt vermuten, dass im Falle der Insolvenz der „alten“ Air Berlin Flugzeuge zu der neuen Gesellschaft transferiert werden. Dies würde auch für Lufthansa das Leasing Geschäft absichern. Dabei gehören diese geleasten Flugzeuge angeblich gar nicht mehr dem bisherigen Leasing Geber, sondern wurden von einer Leasing Gesellschaft der Lufthansa Gruppe gekauft. Im Grunde genommen stellt es sich so dar, dass Lufthansa die 38 Flugzeuge an Air Berlin verleast („Drylease“) und diese mit Personal von Air Berlin an Eurowings und Austrian weiterverleast werden („Wetlease“).

 

Da kommt die Frage auf, was mit dem Air Berlin Personal in so einem Fall passieren würde. Es wurde schon häufiger erwähnt, dass Air Berlin zu teuer für die Eurowings Plattform. Bei einem Blick auf „pilotjobsnetwork“ wird sofort klar, dass es extreme Unterschiede zwischen den Konditionen gibt. Im Falle einer Insolvenz der bisherigen Air Berlin könnte man bei Air Berlin Aeronautics die Gehälter deutlich drücken, um das Lohnkostenniveau einer Eurowings zu erreichen.

Es bleibt dann die Frage, wie viele der Piloten und Flugbegleiter sich dann auf diese Gehaltskürzungen einlassen. Davon wird dann letztendlich auch das Lohnniveau abhängen. Aber eins ist klar: Diese mögliche Entwicklung wird die durchschnittlichen Arbeitsplatzbedingungen in Deutschland unter den Piloten nicht verbessern.

 

 

Dadurch, dass die meisten deutschsprachigen Airlines in absehbarer Zukunft so exklusiv für die Eurowings Plattform fliegen, kann die Lufthansa perfekt die einzelnen Flugbetriebe gegeneinander ausspielen indem sie weitere Aufträge an die günstigere Airline vergibt. Ein Trend der sich leider in ganz Europa abzeichnet. Wer einen Blick über den Teich Richtung USA wirft, sieht wo der Trend hingeht. Weg von vielen kleineren Airlines hin zu wenig großen Airlines. Dies muss aber keineswegs heißen, dass die Konditionen sich weiter verschlechtern, wie man am Beispiel der US Major Carrier sehr schön erkennen kann. Dort konnte aufgrund des akuten Pilotenmangels und guten finanziellen Lage der Airlines deutliche Gehaltserhöhungen durchgesetzt werden. Aktuell verdienen beispielsweise Kapitäne in den Endstufen bei Delta über 300.000 US Dollar.

 

 

Hoffen wir darauf, dass aus der Abwärtsspirale in Europa auch bald eine ähnliche Aufwärtsspirale wird.

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