Condor ist seit Jahren die beliebteste Ferienfluggesellschaft in Deutschland. Umso besorgniserregender sind die jüngsten Entwicklungen bei dem Mutterkonzern der Condor. Der drohende Zerfall der Thomas Cook Gruppe, birgt auch eine ernsthafte Gefahr für eine Pleite der Condor.
Nachdem in den letzten Jahren zwei große deutsche Airlines vom Markt verschwunden sind, häufen sich die Gerüchte in der Airline Welt über die kritische Situation bei der Condor. Dabei war in den letzten Jahren die Condor einer der größten Profiteure von der Neuausrichtung bzw. dem Niedergang der AirBerlin.
Nichtsdestotrotz machte sich in den letzten Jahren schleichend ein neuer Konkurrent in den profitablen Langstreckennischen der Condor breit.
Hier ein kurzer Rückblick:
Im November 2014 fing Condor vom Flughafen Köln-Bonn aus an in die Karibik zu fliegen. Die Strecke nach Varadero war dabei als erstes Ziel geplant. Zu dieser Zeit konnte Condor sich auf dem deutschen Langstreckenmarkt in Ruhe breit machen und gute Einnahmen erzielen.
Nachdem Ethiad durch seinen Einstieg bei AirBerlin diese zu einer Netzwerkairline umwandelt hatte, wurde die Anzahl der Warmwasserziele reduziert. Dadurch ergaben sich immer mehr Nischen, welche Condor sukzessive füllen und kontrollieren konnte.
Das machte sie solange ohne ernsthafte Konkurrenz bis Lufthansa verkündete, dass sie eine neue Lowcost Langstrecke ins Leben rufen wolle. Deren Hauptbasis sollte ab Wintersaison 2015 der Flughafen Köln-Bonn werden und von der Sunexpress Deutschland beredert werden. Dabei war eins der ersten Ziele: Varadero. - Was für eine Überraschung...
Zu einem direkten Wettbewerb kam es nie, weil Condor schon zum Winter 2015 die Langstreckenflüge ab Köln einstellte.
Ein ähnliches Schauspiel ereignete sich in München. Als Eurowings entschied einen Teil ihrer Langstreckenflotte ab 2018 in München zu stationieren, verkündet Condor ihre Langstreckenflüge von dort abzuziehen. Obwohl die Eurowings Langstrecke von Anfang an unrund lief, scheute sich Condor immer wieder vor dem direkten Wettbewerb.
Nach einem kurzen Abstecher der EW Langstreckenflieger nach Düsseldorf und einem Strategiewechsel entschied die Lufthansa Führung vor wenigen Monaten einen Teil der A330 Flugzeuge zur Wintersaison 2019/2020 nach Frankfurt zu stationieren und dieselben Strecken wie die Condor zu fliegen.
Zusätzlich verkündete Lufthansa, dass die Eurowings Langstreckenkabine deutlich aufgewertet wird und die Flüge jetzt ausschließlich durch Lufthansa selbst vermarktet und gesteuert werden würde und nicht mehr durch Eurowings.
Das stellt einen direkten Angriff auf die Condor dar.
Es ist anzunehmen, dass Lufthansa mit diesem strategischen Schritt sich auf mehrere Optionen vorbereitet. Entweder sie bekommt Teile der Condor oder ein anderer tut es. Jedoch will die Lufthansa die Passagiere in jedem Fall - egal was mit der Condor passiert. Genau das signalisiert dieser Schritt die EW A330 Flugzeuge nach Frankfurt zu stationieren und dieselben Strecken wie die Condor zu bedienen. Es passt auch zu der Lufthansa Strategie, dass sie treiben und den Markt aktiv mitgestalten wollen, wie man von Lufthansa CEO Carsten Spohr in Interviews immer wieder vernehmen konnte. Und genau das tut sie jetzt. Wahrscheinlich ist Lufthansa in Frankfurt der größte Feeder der Condor Langstrecke. Quellen zufolge reisen heute 30% der Condor Langstreckenpassagiere mit Lufthansa vorher an.
Es ist für Lufthansa ein leichtes diese Passagiere auf ihre eigenen Eurowings Langstreckenflugzeuge zu lenken. Daher kann Lufthansa sehr gezielt die lukrativen Ziele mit geringem wirtschaftlichen Risiko anfliegen.
Des Weiteren ist Condor an das Miles & More Programm der Lufthansa angeschlossen. Über dieses Programm hat die Lufthansa eine Menge Passagierdaten und weiß ganz genau, welche Lufthansa Passagiere wohin mit der Condor weiterfliegen.
In den letzten Monaten wurde immer wieder über eine Übernahme der Condor durch Lufthansa spekuliert. Entweder zu Teilen oder als Ganzes. Das liegt allerdings nicht in der Hand der Lufthansa. Insbesondere nach der Air Berlin Pleite hat Lufthansa auf vielen Strecken inzwischen ein Monopol. Die Wettbewerbshüter werden hier sicher ganz genau hingucken. Insbesondere auch bei der Langstrecke. Das wissen sie auch bei der Lufthansa. Mit der Umstationierung der EW Langstrecken nach Frankfurt an das Hub der Lufthansa, wird es sich jeder potentielle Käufer dreimal überlegen eine Condor zu kaufen und unter diesen Umständen gegen eine Lufthansa zu betreiben. Insbesondere, wenn Lufthansa ihre 30% Passagiere auf ihre neueren A330 Eurowings Langstreckenflugzeuge umverteilt.
Wer es Condor seit 2017 zusätzlich schwer macht, ist der Preisbrecher Ryanair. Diese fliegt seit 2017 aus Frankfurt am Main. Unter den Zielen sind auch viele Mittelmeer Ziele, die auch von Condor angeflogen werden. Dadurch liegt die Annahme nahe, dass zumindest die Preise für den Einzelplatzverkauf auf den gemeinsamen Strecken unter Druck geraten sind. Das lässt sich auch anhand der Halbjahresberichts von Thomas Cook ablesen. Die "Yields per seat" haben sich im ersten Halbjahr 2019 imd Vergleich zum Vorjahreszeitraum sichtbar sowohl auf der Langstrecke als auch auf der Kurzstrecke verschlechtert.
Hierdurch zeigt sich, dass die Condor sowohl auf der Mittelstrecke als auch ab November auf der Langstrecke von den beiden größten Airlines gewaltig unter Druck gesetzt wird. Dies macht es für einen potentiellen Investor nur bedingt attraktiv in eine Airline zu investieren bei der über die Hälfte der Flotte überreif für einen Flottenwechsel sind.
Flottenübersicht Condor:
7 A320
4 A321
15 B757-300
16 B767-300
Mehrere Szenarien sind vorstellbar:
Condor wird aufgeteilt – ähnlich wie Air Berlin - und die verschiedenen Airlines wettstreiten um die Anteile.
Die Lufthansa bekommt Teile der Condor muss aber wahrscheinlich dafür Slots in Frankfurt abgeben.
Ein weiteres Szenario:
Es häufen sich die Gerüchte über eine mögliche Übernahme seitens der Tui Gruppe. In der Tat erscheint dieser Schritt naheliegend.
Mit dem Wegfall der Thomas Cook Gruppe, würde einer der größten Konkurrenten der Tui im Veranstaltersegment verschwinden. Daher ist zu erwarten, dass mehr Reisen über Tui gebucht werden. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden bräuchte sie kurzfristig mehr Flugzeuge. Insbesondere jetzt, wo Tui als reiner Boeing Operator sehr stark von dem Grounding der B737MAX betroffen ist, wären die Flugzeuge sehr willkommen.
Das Handelsblatt berichtete vor einigen Tagen, dass Condor höchstwahrscheinlich nicht in die Tuifly integriert wird, sondern mit Tuifly in einer neuen Plattform aufgehen soll. Ob und wie dieses Vorhaben aussehen könnte, bleibt abzuwarten.
Kartellrechtlich dürfte zumindest einer Übernahme der Condor durch die Tui Gruppe wenig entgegen sprechen.
Falls die Condor tatsächlich durch europäische Banken übernommen wird, dann kann man eigentlich sicher sein, dass diese beliebte und traditionsreiche Fluggesellschaft kurze Zeit später in Teilen oder als Ganzes verkauft wird. Hierbei könnte auch der beliebte Markenname Condor diesmal ganz verschwinden.
Obwohl eine weitere Konsoldierung in Europa zu erwarten ist, ist es traurig um jede Airline die verschwindet, insbesondere wenn es eine Airline ist, die sowohl bei Mitarbeitern als auch Kunden so beliebt ist.
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